Inklusion & Konkurrenz

Zur neoliberalen Konnotation eines Menschenrechts. Mit Suitbert Cechura, Rehabilitationswissenschaftler

Die durch die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen initierte staatliche Umsetzung der Inklusion erscheint als die größte Ausweitung sozialer Rechte der letzten Jahrzehnte. Behindertenverbände, Aktivist*innen sowie eine große Anzahl von Sozialwissenschaftler*innen haben die gesetzliche Einführung der (meist auf die Bildungsinstitutionen zielenden) Inklusion als “Paradigmenwechsel” begrüßt. Was aber bedeutet es konkret, in die schulische und ökonomische Konkurrenz inkludiert zu werden? Suitbert Cechura stimmt mit der Inklusionbewegung darin über ein, dass Behindert-Sein ist keine Eigenschaft ist, die sich aus der körperlichen Beschaffenheit eines Menschen ergibt, sondern immer in einem Verhältnis zu den Lebensumständen steht. Mit seiner materialistischen Kritik hinterfragt er aber die Annahme, dass eine Inklusion in die bestehenden Konkurrenzverhältnisse für die Betroffenen zu weniger gesellschaftlicher Behinderung führt: Die staatliche Zuweisung von mehr “Autonomie” und “Selbstverantwortung” verstärkt vielfach jene Bedingungen, unter denen Behinderung im Alltag und im sozialen Gefüge manifest wird.

Suitbert Cechura ist Diplom-Psychologe und promovierte als Rehabilitationswissenschaftler an der TU Dortmund. In dem Vortrag wird er seine langjährige Erfahrung in der Rehabilitationsarbeit und Berufsberatung mit behinderten Jugendlichen reflektieren. Cechura ist Autor mehrerer Bücher, u.a. “Inklusion: Die Gleichbehandlung Ungleicher. Recht zur Teilhabe an der Konkurrenz” & “Unsere Gesellschaft macht krank”.

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